Gleichsam heiß
auf Feuer und Eis.

Unimog Feuerwehrfahrzeug in Ennepetal kommt auch im Winterdienst zum Einsatz.

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. So bekämpft der Unimog der Feuerwehr Ennepetal, in der Nähe von Wuppertal, im Sommer Waldbrände und im Winter Schneemassen. Ein Kinderspiel für den flexiblen Alleskönner, der seit September 2020 das Team der Brandbekämpfer rund um den technischen Leiter Björn Windhövel verstärkt.

Schnell und spritzig.

Die Stadt Ennepetal mit ihren 30.000 Einwohnern liegt am südöstlichen Rand des Ruhrgebiets und ist zu 58 % bewaldet. Das neue Tanklöschfahrzeug auf Basis des Unimog U 5023 ist im Ortsteil Rüggeberg und damit in einer bergigen Waldregion stationiert. Dort liegen viele Einzelgehöfte oder kleine Siedlungen, die nur über schmale, oft mit Viehzäunen gesäumte Stichstraßen zu erreichen sind. Der Tagesbedarf an Wasser wird über bis zu 70 m tiefe Brunnen gedeckt, Hydranten sind kaum vorhanden. Deshalb das oberste Ziel im Brandfall: mit rund 3.000 l Löschwasser am Einsatzort sein, um genügend zeitlichen Puffer für den Aufbau der Wasserversorgung zu haben. Der Unimog macht das möglich.

So mancher Skeptiker war erstaunt.

Björn Windhövel, Leiter der Technik, Feuerwehr Ennepetal

Der Unimog findet einen Weg.

Das Vorankommen auf den bewaldeten Flächen in Ennepetal ist eine besondere Herausforderung. Hauptsächlich geht es über unbefestigte, forstwirtschaftliche Wege. Durch starken Käferholzeinschlag, aber auch durch die intensive Nutzung beim Abtransport von Baumstämmen sind viele dieser sogenannten „Rückegassen“ erheblich beschädigt. „Da geht es nur noch mit dem Unimog lang“, erklärt Björn Windhövel.

Um auf den Extremfall vorbereitet zu sein, wurde daher an einem besonders kniffligen Hang intensiv mit dem neuen Unimog geübt. Für Brandamtmann Björn Windhövel hat die intensive Ausbildung der Fahrer und Maschinisten einen hohen Stellenwert. Der Umgang mit der Reifendruckregelanlage des Unimog steht dabei besonders im Fokus: „So mancher Skeptiker war erstaunt, was ein paar Bar weniger Luft im grobstolligen MPT-Reifen ausmachen. Die Aufstandsfläche des Reifens verdoppelt sich nahezu. Mehr Stollen verzahnen sich mit dem Waldboden und die Zugkraft steigt“, erklärt der Fachmann.

 

Bereit, wenn’s im Winterwunderland gefährlich wird.

Seine „Schneetaufe“ erhielt der Unimog U 5023 im Februar 2021, als eine Schneewalze sich ihren Weg durch Nordrhein-Westfalen bahnte. Ausgerüstet mit einem 2,80 m Keil-Schneepflug KL-V 32 von Aebi-Schmidt räumte der Unimog nicht nur Schnee, sondern auch Schlamm und Geäst aus dem Weg – nach starken Niederschlägen steigen die Flüsse der Region oft über ihre Ufer und richten allerlei Schaden an. Ein schnelles Eingreifen ist dann wichtig. Denn: „Wie will man eine Siedlung erreichen, wenn die einzige Zufahrtsstraße blockiert ist?“, beschreibt Björn Windhövel die Problematik. „Der städtische Bauhof hat in solchen Schadenslagen nicht immer die Kapazitäten, um den Weg zeitnah frei zu machen.“

„Als im Februar wegen des scharfen Ostwindes und den damit einhergehenden Schneewehen sein erster großer Einsatz war, ist unser Unimog immer vorweg gefahren und hat den Rettungsfahrzeugen die Bahn durch die Schneewehen frei gemacht“, berichtet Björn Windhövel. Der angebaute Keilpflug von Aebi-Schmidt ist für die Zwecke der Feuerwehr ideal. Die beiden Flügel lassen sich separat hydraulisch schwenken. Durch die Keilform können Hindernisse wie Schneewehen besser durchbrochen werden. Einseitig eingesetzt, wird das Material beim Räumen nach rechts oder nach links abgelegt. Die Flügel in V-Form ermöglichen das einfache Zusammenschieben von Schwemmgut.

Der Unimog U 5023 ist für den Einsatz von Frontanbaugeräten mit einer Zwei-Kreis Hydraulikanlage ausgestattet, die auch die HPC-Winde antreibt. In die Taschen der Anbauplatte kann der Schneepflug mit minimalem Kraft- und Zeitaufwand eingehängt werden.

Alles an Bord.

Die Freiwillige Feuerwehr Ennepetal mit ihren 150 ehrenamtlichen und 50 hauptamtlichen Kräften kümmert sich um vieles. So liegt ein Schwerpunkt in der Brandbekämpfung und der technischen Hilfe für Industriebetriebe, in der Hauptsache aus dem Metallbereich. Einige kleinen Traditionsbetriebe liegen versteckt und weniger gut erreichbar im Tal der Ennepe. Zur Unterstützung der technischen Hilfe wurde am Unimog Rahmen eine HPC-Winde mit einer Zugkraft von 5 t nach vorn und bis zu 10 t nach hinten eingebaut. Neben der üblichen Waldbrandausstattung sind im Geräteraum 3 noch zusätzliche Hilfsgeräte wie Kettenzüge und Stangenheber untergebracht.

Und auch Wasserrettungseinsätze rund um die drei Talsperren im bzw. am Rand des Stadtgebietes und zwei Flüsse kommen immer wieder vor. Auch dafür ist der Unimog gerüstet. Mit seiner Watfähigkeit von 1.200 mm ist der Alleskönner bestens geeignet für den Bootstransport und Hilfseinsätze im Wasser. Wasserrettungsanzüge sind im Dachkasten untergebracht, und können, wenn es die Lage erfordert, von den Einsatzkräften auf dem Fahrzeugdach angezogen werden.

Bis ins Detail durchdacht.

Ob Winter oder Sommer, das Unimog Tanklöschfahrzeug übernimmt als hochmobile Einheit die Brandbekämpfung direkt an der Feuerfront. Ein zusätzlicher Hitzeschutz im Rahmenbereich des Fahrgestelles sichert die Funktionsfähigkeit des Systems, wie beispielsweise auch die Luftanlage, ab. In der heißen Jahreszeit verfügt der Special Truck zur gezielten Vegetationsbrandbekämpfung über einen Sprühbalken und einen C-Abgang vorn zur Verteilung des Löschmittels. Rechts und links in den hinteren Geräteräumen liegen D-Schläuche für den Löschangriff bereit. Das System funktioniert auch im Pump-and-Roll-Prinzip. Das Ziel: Mit weniger Wasser eine möglichst große Löschwirkung ermöglichen.

Projekt umgesetzt mit UGV Partner:
RKF-Bleses GmbH

Robust im Einsatz.

Der Unimog ist außerdem so konzipiert, dass ihm sein Arbeitsumfeld möglichst wenig anhaben kann. So diente als Vorbild für den Schutzrahmen, der rund um die Fahrerkabine des Alleskönners platziert ist, eine Konstruktion, die bereits in Spanien zum Einsatz kommt. Unimog, die dort im Kampf gegen Waldbrände eingesetzt werden, sind ähnlich ausgerüstet. Schäden durch kratzbürstige Äste und Zweige an der Kabine, an Scheinwerfern und anderen wichtigen Komponenten werden dadurch weitgehend vermieden. Die robuste Naviton-Beschichtung auf Kabine und Aufbau bietet zusätzlichen Schutz vor Schäden am Lack.

Bereit für die Zukunft.

Ein maßgeschneidertes Gesamtkonzept: Das Unimog Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Ennepetal hat Björn Windhövel in Zusammenarbeit mit dem Feuerwehr-Spezialisten der Unimog Generalvertretung RKF-Bleses, Andreas Beckschulze, und Thorsten Schlingmann vom Feuerwehraufbauhersteller Schlingmann GmbH aus Dissen erarbeitet. Zusätzliche Unterstützung gab es von Michel Dicke von Mercedes-Benz in Stuttgart. „Wir haben viele Stunden die Köpfe zusammengesteckt, um dieses Fahrzeug zu konzipieren. Letztendlich sind alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, resümiert Björn Windhövel. Seine Feuerwehr ist auch in Zukunft für jeden Einsatz bereit – ob im Feuer oder Eis.

 

Text: frei nach Gerhard Kortenbruck

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