Neuer Unimog für blitzschnelle Service- und Rettungseinsätze in Magdeburg.
Die Flexibilität des Unimog ist legendär. Ein Beispiel sind 2-Wege-Fahrzeuge, die in nicht einmal drei Minuten von der Straße auf die Schiene wechseln. Bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben ist ein solcher Alleskönner jetzt in Betrieb gegangen – als multifunktionales Unikat, an dem zahlreiche Spezialfirmen beteiligt waren.
Die Reise beginnt im größten Lkw-Werk der Welt.
Als der neue Unimog U 423 der Magdeburger Verkehrsbetriebe in Wörth Ende Mai 2017 vom Band lief, sah er aus wie ein „ganz normaler“ Unimog. Von hier trat er seine Reise an, die ihn durch verschiedene Spezialbetriebe führen sollte, bis er letztlich so gar nicht mehr aussah wie ein herkömmlicher Unimog. Was jetzt seit Mai dieses Jahres bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben seinen Dienst verrichtet, ist ein Unimog der Extraklasse. Für Straße und Schiene gleichermaßen geeignet, ermöglicht er blitzschnelle Rettungs- und Service-Einsätze für jede Menge „Einwegefahrzeuge“. Denn zum Fuhrpark der Magdeburger Verkehrsbetriebe gehören 87 Straßenbahnen, 13 Arbeitswagen und drei Werkstätten für Schienenfahrzeuge sowie gut 130 Kilometer Schienennetz.
Feinste Technik, die enorm flexibel macht.
Bernd Eberhard ist als Projektleiter Straßenbahn- und Fahrzeugprojekte der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) maßgeblich an der Beschaffung des neuen Fahrzeugs beteiligt gewesen. „Wir haben den Unimog bestellt, weil wir ein Fahrzeug brauchen, das in brenzligen Situationen – etwa einer Straßenbahn-Havarie – extrem schnell zum Einsatzort kommt und dort in wenigen Minuten auf dem Gleis steht“, beschreibt der Projektleiter die Anforderungen, mit denen er an Andreas Angenstein von der Unimog Vertretung Ahlborn herangetreten ist. „Wir brauchten also einen perfekt ausgestatteten Ersatz für den Vorgänger, ebenfalls ein 2-Wege Unimog mit Baujahr 1992“.
Entsprechend umfangreich war Bernd Eberhards Ausstattungs-Wunschliste: Es musste ein Unimog mit ganz spezieller 2-Wege Technik, einer großen Mannschaftskabine und viel Stauraum für Bergewerkzeuge werden. Umgesetzt wurde das Wunschpaket durch drei Spezialunternehmen. Zunächst ging es in die Montagehallen bei F&B Nutzfahrzeug Technik in Hagenbach. Hier wurde der Radstand auf 4.500 Millimeter verlängert, um ausreichend Platz für den geplanten Aufbau einer Doppelkabine sowie für den Kofferaufbau zu schaffen.
Von hier ging es – auf normalen Rädern – ins niederländische Kronenburg zu den Aufbauspezialisten von Wanroij. Ziel der Reise war die Montage besagter Doppelkabine, die sowohl für die zukünftige Besatzung Raum bietet wie auch für die spezielle Elektronikausstattung. Die braucht der Unimog nämlich, sobald er von der Straße aufs Gleis wechselt.
Der Unimog kann beinahe an jeder beliebigen Stelle aufs Gleis gesetzt werden.
Bernd Eberhard, Projektleiter Straßenbahn- und Fahrzeugprojekte, Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB)
Zum vollwertigen Schienenfahrzeug machten ihn schließlich die 2-Wege Experten von ZAGRO in Bad Rappenau. Hier ging es dem Unimog quasi ans Fahrgestell: An die Achsen wurden Drehschemel-Führungseinrichtungen mit je zwei Teleskopzylindern montiert – die Basis für den Schieneneinsatz. Die vorderen und hinteren Führungsräder halten das Fahrzeug stabil im Gleis, sobald die Serienreifen des Unimog für Vortrieb direkt auf den Gleisen sorgen. Da das Straßenbahnnetz der MVB mit rund 18 Metern sehr enge Kurvenradien aufweist, war die spezielle Drehschemel-Schienenführung erforderlich. Auf diese Weise sind bis zu 50 Stundenkilometer Schienengeschwindigkeit möglich – ein elementares Detail bei Rettungseinsätzen. Bei angehängter Straßenbahn wird jedoch langsamer gefahren.