Unimog Geräteträger hilft in Niedersachsen beim Küstenschutz.
Stille Wasser sind trügerisch: Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ist deshalb vorbereitet, wenn die Wellen wieder einmal gefährlich hoch vor den Ostfriesischen Inseln aufragen – und einen einzigartigen Lebensraum für Mensch und Natur bedrohen. Bei ihren Vorbereitungen können die Küstenschützer auf einen verlässlichen Helfer zählen: den Unimog U 430.
Lebenswichtige Aufgaben.
2006 ist ein Jahr, das an der Nordsee tiefe Spuren hinterlassen hat. Am damaligen 1. November suchte die Ostfriesischen Inseln eine der schwersten Sturmfluten der vergangenen 100 Jahre heim. Die sogenannte Allerheiligenflut zerstörte vor Anker liegende Boote, brach auf Schutzdünen ab und katapultierte sogar schwere Boote hundert Meter weit ins Landesinnere.
Dass die Bevölkerung von größeren Schäden verschont geblieben und kein Leben in Gefahr geraten ist, verdankt das Land Niedersachsen seinem gewissenhaft arbeitenden Küstenschutz. Und der setzt seit Jahren auf seinen eigenen verlässlichen Partner: den Unimog.
Der Unimog ist bei uns jeden Tag im Einsatz.
Carina de Vries, Wasserbauerin, Betriebshof Hilgenriedersiel
Küstenschutz heißt auch Umweltschutz.
Carina de Vries ist im hohen Norden ein Unikum: „Die einzige Frau, die einen Betriebshof des NLWKN mit ansonsten ausschließlich männlichen Kollegen leitet“, erklärt die 32-Jährige mit einem bescheidenen Lächeln. Im Herbst 2020 hat die gelernte Wasserbauerin die Leitung des Betriebshofs Hilgenriedersiel übernommen, der unmittelbar der Betriebsstelle des NLWKN in der nahegelegenen Stadt Norden angeschlossen ist. Der Standort ist einer der „Maschinenräume“ des niedersächsischen Küstenschutzes: Für Küstenschutzarbeiten, aber auch andere zentrale Aufgaben wie die Schadstoffunfallbekämpfung wird hier wichtiges technisches Gerät vorgehalten.
Denn von Hilgenriedersiel aus werden unter anderem die sogenannten Buschlahnungen in der Region instand gehalten, die Fluten schon abschwächen, noch bevor die Deiche sie brechen. Das ist aber nicht die einzige Aufgabe, die Carina de Vries und ihr Team übernehmen.
Küstenschutz beim NLWKN.
Der NLWKN ist im gesamten Bundesland unter anderem verantwortlich für die Planung und den Bau von Küstenschutzanlagen. Neben landeseigenen Küstenschutzprojekten übernimmt er dabei auch die Rolle des Planungspartners der 22 Hauptdeichverbände. Die Betriebshöfe des NLWKN kümmern sich um die Unterhaltung landeseigener Gewässer und Anlagen für den Küsten- und Hochwasserschutz. Mit seiner Forschungsstelle Küste stellt der NLWKN die regelmäßige Überprüfung der niedersächsischen Küstenschutzwerke sicher, darüber hinaus entwickelt er die dazu erforderlichen Instrumente/Werkzeuge weiter. Außerdem betreibt der NLWKN einen Sturmflut- und Hochwasserwarndienst, um Gefahrensituationen vorzubeugen.
Mehr zum Landesbetrieb unter: nlwkn.niedersachsen.de
Schweres Gerät braucht breite Schultern.
„Wir halten hier auch Gerät für die Bekämpfung von Schadstoffunfällen vor“, erklärt die junge Betriebshof-Leiterin. Meistens handelt es sich dabei um Ölverschmutzungen, die bei einer Havarie auf See auch die niedersächsische Küste bedrohen. Für einen solchen Fall werden nicht nur in unterschiedlichen Häfen des Landes Ölbekämpfungsschiffe vorgehalten. In Hilgenriedersiel stehen außerdem zwei geländegängige Kettenbagger, Hägglund-Fahrzeuge inklusive Zubehör sowie ein geländegängiger LKW zur Verfügung. Dazu kommen Gabelstapler, Wattschlitten, mehr als 1.000 m Ölsperren sowie Notstromaggregate. Dinge, die transportiert werden wollen.
Und nicht alle Fahrzeuge schaffen es, so weit ins Vorland vorzudringen.
Vielseitig vor und hinter dem Deich.
Der Alleskönner von Daimler Truck gehört zum festen Inventar bei den Küstenschützern. Schon seit der Gründung des Landesbetriebs 1998 – noch bevor der NLWKN unter seinem heutigen Namen firmierte und auch für Naturschutzaufgaben im Land zuständig war. „Der Unimog ist bei uns jeden Tag im Einsatz und übernimmt dabei verschiedene Aufgaben“, berichtet Carina de Vries. Allradantrieb und Differentialsperre sowie 431 mm Bodenfreiheit dank werkseitiger Portalachsen machen ihn vor und hinter dem Deich zum vielseitigen Arbeitsgerät.
Dank der Geländegängigkeit des Unimog kann der Küstenschutzstandort in Hilgenriedersiel die umliegenden zwei Betriebshöfe am Festland und sieben Betriebshöfe auf den Inseln mit allem versorgen, was sie brauchen: von Baumaterialien wie Holz oder Steine für Pflasterarbeiten oder Zaunmaterial – etwa, um Weiden wiederherzustellen – bis hin zu Arbeitsgeräten für die Deichmahd.
Sie interessieren sich für den Unimog Geräteträger?
Keine Last zu groß, keine Aufgabe zu komplex.
Zusätzlich profitiert der Küstenschutz auch von den bis zu 14 t zulässigem Gesamtgewicht des Unimog sowie einem Gesamtzuggewicht von bis zu 40 t. Die erlauben etwa den Anschluss eines Tiefladers, mit dem der Unimog die beiden Kettenbagger auf die sogenannten Schuten (Transportschiffe ohne Motor) zieht, um sie zu ihrem jeweiligen Einsatzort zu bringen.
Der Unimog geht dem Segelclub Bayer Uerdingen beim Schleppen von Yachten zur Hand.
Der Unimog kommt aber auch zum Einsatz, wenn einmal Reparaturen der Bagger anfallen. Oder wenn sie mit mobilen Tankanlagen versorgt werden müssen. Und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 89 km/h ist er dabei auch noch schnell unterwegs.
Partner für alle Jahreszeiten.
In Hilgenriedersiel ist der Unimog U 430 außerdem das ganze Jahr über im Einsatz. Im Sommer, wenn die Deiche der ostfriesischen Inseln gemäht und gemulcht werden müssen, punktet der Geräteträger mit leistungsstarker Front- und Heckzapfwelle. Die erlauben ihm, seine gesamte Motorleistung für Aufbauten wie – eben in diesem Fall – Mähgeräte aufzubringen.
Im Winter kümmert sich der Unimog um den Abtransport des sogenannten Teek, also Treibgut, das sich im Laufe des Jahres an den flacheren, der Hauptdeichlinie vorgelagerten Sommerdeichen sammelt.
Angesichts der vielen Aufgaben, die der Special Truck übernimmt, sind Carina de Vries und der NLWKN mehr als froh, den Alleskönner aus dem Hause Mercedes-Benz im Fuhrpark zu haben.